Der bislang größte Erfolg der Stuttgarter Bogenjäger
Die Mühen und das monatelange, fast tägliche Training haben sich für Anja Luisa Riedel und den SV Hoffeld gelohnt. In einem zwei Tage dauernden, mental sehr anstrengenden Wettkampf am letzten Wochenende “vor Corona” konnte Anja Luisa Riedel die Goldmedaille und damit den Titel der Deutschen Meisterin in der Halle gewinnen.
Wie bekannt, hatte sich “Lu” bereits den Titel der Süddeutschen Meisterin im Januar geholt, und eine Woche vor der Deutschen Meisterschaft durfte sie zur letzten Vorbereitung ganz nebenbei auch noch den Titel der Westdeutschen Meisterin im hessischen Griesheim feiern.
Der Saisonhöhepunkt sollte dann die Deutsche Meisterschaft in Groß-Zimmern bei Darmstadt werden. Bereits im Vorfeld zählte Lu zu den Topfavoritinnen. Mit 249 Punkten hatte sie in den Vorkämpfen die höchste Punktzahl aller Damen in der “Bowhunter Recurve-Klasse” in ganz Deutschland erzielt.
Doch so eine Deutsche Meisterschaft ist schon ein Turnier von ganz anderem Kaliber. Denn man muss an zwei Tagen hundertprozentig parat sein, jeder Schuss zählt, und die Nerven aller Schützen sind gespannt wie die Sehnen ihrer Bögen. In der Mehrzweckhalle im Ortskern von Groß-Zimmern kam noch eine weitere Schwierigkeit hinzu: Die Zielscheiben standen direkt unter der Fensterfront, so dass sehr starkes Gegenlicht die Teilnehmer blendete und es ihnen sehr schwer machte, das Gold anzuvisieren. Insgesamt wurden vor allem in den visierlosen Klassen daher deutlich niedrigere Ergebnisse erzielt, als gewohnt.
Anja Luisa ging zusammen mit ihrer schon im Vorfeld stärksten Gegnerin Regina Rommel aus Osnabrück an die Scheibe, was während der beiden Wettkampftage zu extremen Stress führte. Auge in Auge erzielten beide Damen Punkt für Punkt. Mal war die eine vorne, mal die andere. Doch Lu konnte ihre technische und mentale Stärke umsetzen. Die Degerlocherin legte immer wieder ein paar Punkte vor, so dass sie einen kleinen Vorsprung herausholen konnte. Unsere Amazone ging nach dem ersten Tag mit einem kleinen, aber sicheren Punktepolster in Führung. Dieser Zwischenstand wurde ihr allerdings bewusst nicht mitgeteilt, um den Druck niedrig zu halten.
Doch auch am zweiten Tag konnte Lu stetig und konsequent ihre Punkte erzielen und setzte sich schließlich mit 444 Punkten deutlich von Regina Rommel mit 411 Punkten ab. Rang drei ging an Susanne Kruschka mit 359 Punkten. Riedel und Rommel, die sich schon seit der 3D-Europameisterschaft 2016 im sächsischen Oberwiesenthal kennen, lieferten sich von Anfang bis Ende ein sehr konzentriertes, aber freundschaftliches Duell. Wettkampf auf höchstem Niveau kann auch fair sein.
Wir gratulieren der ersten Deutschen Meisterin der Stuttgarter Bogenjäger im SV Hoffeld zu ihrem verdienten Erfolg!
Auch Anja Luisas Mann Wolf ging bei der Deutschen Meisterschaft in der “Klasse Langbogen Junge Senioren” an den Start. Zunächst startete er für seine Verhältnisse sehr gut ins Turnier. Zwar lagen seine Trefferquoten wie bei fast allen Schützen wegen der schlechten Lichtverhältnisse nicht auf dem Niveau, das er vor allem in der Woche vor dem Wettkampf im Training erzielt hatte, trotzdem konnte er zur Hälfte des ersten Tages seine bisherige persönliche Bestleistung im Wettkampf steigern. Das bedeutete für ihn zwischenzeitlich den famosen Rang drei.
Doch dann passierte ihm ein Missgeschick, wie es ansonsten nur Unglücksraben beim Biathlon fabrizieren: Wolf wollte in der Halbzeitpause gerade die Halle verlassen, um nach Luft zu schnappen, als plötzlich völlig verfrüht das akustische Signal zur Schussfreigabe ertönte. Wolf kehrte sofort um und rannte zurück in die Halle, griff jedoch deutlich später als die anderen Schützen, die bereits am Schießen waren, ins Geschehen ein. Völlig außer Atem geriet er nun in Hektik. Nach der Pause müssen die Schützen auf die diagonal platzierte Zielscheibe zielen, was jeder Teilnehmer weiß und auch zigmal trainiert hat. In der Aufregung wechselte Wolf zwar die Scheibe, doch nur seitlich und nicht in der Höhe. Somit landeten drei seiner Pfeile in der falschen Scheibe und wurden mit “null” gewährtet.
Wolf hatte die Anfangsnervosität eigentlich schon überwunden, doch nun war es für ihn aus und vorbei. Die Aufregung und die Enttäuschung konnte er so schnell nicht mehr ablegen, so dass seine Ergebnisse in den Keller fielen. Platz fünf am Ende – damit war Wolf nicht zufrieden, denn diesmal vergab er seine reele Chance auf eine Bronzemedaille.
Fotos: Wolf Riedel